Das Online-Recruiting hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Instrumente im Personalmanagement entwickelt. Immer mehr Unternehmen setzen auf die gezielte Ansprache von potenziellen BewerberInnen über digitale Kanäle. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend zusätzlich verstärkt, da viele Unternehmen ihre Recruiting-Prozesse aufgrund von notwendiger Remote-Arbeit und Kontaktbeschränkungen komplett digitalisiert haben. Doch welche Trends und Best Practices sind derzeit in der Personalbeschaffung auf dem Arbeitsmarkt relevant?
Eine wachsende Bedeutung kommt den Soft-Skills von BewerberInnen zu, insbesondere den sogenannten Power-Skills. Power-Skills bezeichnen jene Fähigkeiten, die Mitarbeitende dazu befähigen, sich in einem sich schnell verändernden Arbeitsumfeld zurechtzufinden, das von rasanten technologischen und digitalen Entwicklungen geprägt ist. Die Anforderungen an Mitarbeitende ändern sich ständig und es ist wichtig, dass sie auf neue Herausforderungen schnell reagieren können. In diesem Zusammenhang gewinnen Eigenschaften wie Kreativität, Innovationsfähigkeit, emotionale Intelligenz, Empathie und Anpassungsfähigkeit immer mehr an Bedeutung.
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) wird auch beim Online-Recruiting immer relevanter. Beim Screening von Lebensläufen oder auch zur Identifizierung potenzieller KandidatInnen können KI-Tools beispielsweise helfen, Zeit und Energie zu sparen. Es ist demnach ratsam, bei der Entwicklung neuer KI-Angebote auf dem neuesten Stand zu bleiben und keine hilfreichen Unterstützungsangebote zu verpassen.
Der Fachkräftemangel in Deutschland regt außerdem dazu an, die Mitarbeitersuche auf internationale KandidatInnen auszuweiten. Innerhalb der EU besteht Arbeitnehmerfreizügigkeit, wodurch Arbeitserlaubnis und Aufenthaltstitel überflüssig werden. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) und dem Migrationspaket vereinfacht die Politik jedoch auch für Drittstaatenangehörige die Möglichkeit, in Deutschland zu arbeiten.
Soziale Netzwerke erfreuen sich immer größerer Nutzerzahlen und stellen somit auch eine immer größere Gruppe potenzieller BewerberInnen bereit. Das Unternehmen auf den Plattformen zu repräsentieren, ist demnach ein entscheidender Faktor für die Gewinnung talentierter MitarbeiterInnen. Beim Corporate Influencing wird das Unternehmen von vertrauenswürdigen Personen auf sozialen Netzwerken dargestellt und beworben. Dies bietet die Chance, einen Einblick in den Arbeitsalltag des Unternehmens zu gewinnen. Auch Erfahrungsberichte und die Vermittlung der Werte und der Kultur des Unternehmens gewähren einen Blick hinter die Kulissen des Arbeitgebers.
Spätestens seit der Corona-Pandemie sind Remote– und zeitversetzte Video-Interviews für das Recruiting unverzichtbar geworden. Durch die Verlagerung von Bewerbungsgesprächen auf Online-Plattformen wie Zoom oder Teams erreichen Unternehmen eine größere Zielgruppe, da BewerberInnen von überall aus teilnehmen können. Bei zeitversetzten Video-Interviews können BewerberInnen vorbereitete Fragen in einem Video beantworten und an das Unternehmen übermitteln. Dies hat den Vorteil, dass mehr Personen in den Entscheidungsprozess mit einbezogen werden können, da die Terminfindung für ein Bewerbungsgespräch entfällt. Vorproduzierte Videos des Unternehmens helfen dabei, den BewerberInnen bereits vorab einen besseren Einblick ins Unternehmen zu gewähren. Kurze Videos von Ansprechpartnern helfen außerdem dabei, eine persönlichere Beziehung aufzubauen. BewerberInnen werden so bereits vorab mit den Personen vertraut gemacht, mit denen sie im Bewerbungsprozess zu tun haben werden.
Beim Collaborative Hiring geht es darum, das Team in den Entscheidungsprozess um neue MitarbeiterInnen mit einzubeziehen. Dadurch können bereits in der Ansprache der Bewerber viele Ideen und Einflüsse der bestehenden MitarbeiterInnen berücksichtigt werden, die das Unternehmen und Arbeitsumfeld am besten kennen und positiv darstellen können. Im weiteren Bewerbungsprozess ist es ebenfalls empfehlenswert, BewerberInnen und Team frühzeitig zusammenzubringen, um beidseitig einschätzen zu können, ob die Person zu den Kollegen passt. Durch das Einbeziehen des Teams in den Entscheidungsprozess entsteht bei den Mitarbeitenden ein Gefühl von Vertrauen und Wertschätzung. Dies kann wiederum zu einer stärkeren Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen führen.
Zusätzlich empfiehlt es sich, sich auf die sogenannte Gig-Economy zu konzentrieren. So wird der informelle Teil der Arbeitswelt bezeichnet, der FreelancerInnen, Selbstständige, Teilzeitbeschäftigte und Minijobbende einschließt. Immer weniger ArbeitnehmerInnen entscheiden sich für klassische Vollzeitjobs, da sie Wert auf mehr Autonomie, Freiheit und Unabhängigkeit legen. Unternehmen sollten sich darauf einstellen und entsprechende Angebote und Möglichkeiten bereitstellen.
Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels ist es außerdem empfehlenswert, einen Pool aus KandidatInnen aufzubauen, aus dem bei Bedarf schnell potenzielle MitarbeiterInnen rekrutiert werden können. Hierbei geht es darum, ein aktives Netzwerk von potenziellen ArbeitnehmerInnen aufzubauen und zu pflegen. Durch regelmäßige Kommunikation, Ansprachen und Kontaktaufnahmen bleibt die Community auf dem Laufenden und behält das Unternehmen im Auge. Dazu gehört auch, den Kontakt zu PraktikantInnen, ehemaligen Mitarbeitenden, Auszubildenden und abgelehnten BewerberInnen aufrechtzuerhalten.
Insgesamt ist das Online-Recruiting ständig im Wandel, weshalb es wichtig ist, stets auf dem neuesten Stand zu bleiben, um die besten Talente für das Unternehmen zu gewinnen. Durch den Einsatz moderner Technologien, wie KI-basierter Tools und Video-Interviews können Unternehmen Bewerbungsprozesse effizienter gestalten und KandidatInnen schneller identifizieren. Auch die Nutzung von Social-Media-Plattformen und der Aufbau eines Kandidatenpools sind wichtige Best Practices im Online-Recruiting. Letztendlich geht es darum, eine starke Arbeitgebermarke aufzubauen und effektiv zu präsentieren, um potenzielle MitarbeiterInnen zu begeistern und langfristig zu binden.